Mehr als jedes zweite deutsche auslandsaktive Unternehmen ist vom Fehlen von Messen erheblich betroffen, zeigt die diesjährige Umfrage „Going International“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). So sind 56 Prozent der befragten Unternehmen 2022 durch die coronabedingte Absage von Messen und Veranstaltungen besonders belastet, weil eine wichtige Präsentationsmöglichkeit eigener Produkte und Möglichkeiten zur Geschäftsanbahnung mit potenziellen Kunden nicht stattfinden kann. Im Vorjahr waren es 69 Prozent. Damit gehören die Messeverbote auch in diesem Jahr zu den fünf stärksten coronabedingten Handelshemmnissen für auslandsaktive Unternehmen, an deren Spitze Probleme in der Lieferkette (79 Prozent) stehen. Auf Platz zwei und drei folgen das Fehlen von Waren und Dienstleistungen (64 Prozent) und Reiseeinschränkungen (58 Prozent). Auf Messen und damit auf Platz fünf folgen Personalengpässe aufgrund der Quarantäne und anderer Krankheiten.
Die Umfrage zeigt, dass die befragten Unternehmen schon vor Beginn des Krieges in der Ukraine weltweit mit zunehmenden Handelshemmnissen unabhängig von den Auswirkungen der Pandemie konfrontiert sind. Gut die Hälfte (54 Prozent) davon spüren Schwierigkeiten bei ihren internationalen Geschäften. 2017 waren das noch nicht einmal ein Drittel. Auf der Liste der größten Handelshemmnisse standen – vor dem Krieg in der Ukraine – die von 24 Prozent genannten Sanktionen auf Platz fünf. Als noch weit hinderlicher hatten die Unternehmen im Februar jedoch die Faktoren „Lokale Zertifizierungsanforderungen“ und „verstärkte Sicherheitsanforderungen“ (jeweils 49 Prozent) sowie „intransparente Gesetzgebung“ (33 Prozent) und Zölle (32 Prozent) empfunden.
Hoffnungen auf einen Aufwärtstrend in diesem Jahr gab es – trotz voller Auftragsbücher – schon im Erhebungszeitraum nicht: Für 2022 rechnen 18 Prozent der Betriebe mit einem Plus für ihr Auslandsgeschäft, aber 21 Prozent mit einem Minus. Das allseits erwartete kräftige Aufholwachstum nach dem Corona-Tief 2020 bleibt damit aus. Stattdessen drohen sich die während der Pandemie entstandenen Handelshemmnisse zu verfestigen und den schon vorher feststellbaren Hang zum Protektionismus zu beschleunigen. Das bisher vom DIHK in seiner Konjunkturumfrage prognostizierte Exportwachstum von sechs Prozent für 2022 „ist nicht mehr zu schaffen“, kommentiert der DIHK die Umfrage.
An der Erhebung hatten sich in der ersten Februarhälfte rund 2.700 grenzüberschreitend tätige Unternehmen beteiligt.
Weitere Informationen: Deutscher Industrie- und Handelskammertag